Déjà-vu
Am Donnerstag Abend fand das Wirtshausgespräch der Dießener Grünen im Gasthof Wegele in Obermühlhausen statt. Obermühlhausen ist der von Dießen Downtown am weitesten entfernte Ortsteil (9 km) und zu ihm gehören die Weiler Unterbeuren, Oberbeuren und Schlöglhof. Zu unserem Wirtshausgespräch waren eine Handvoll Interessierte gekommen, um mit uns in Austausch zu kommen. Ich muss gleich vorweg nehmen: Das war ein richtig guter Austausch und die Obermühlhausenener haben frei von der Seele gesprochen – allen voran der 17-jährige Sohn der Wirtin – er ist Schüler in St. Ottilien und wird täglich, wegen der schlechten Anbindung mittels ÖPNV, von seiner Mutter in die Schule gefahren. Respekt!
Bevor ich zum Inhaltlichen komme: Ich selbst bin einem Dorf ähnlicher Größe und ähnlicher Abgeschlagenheit (8 km) vom Verwaltungszentrum aufgewachsen. Bei uns in Kölkebeck (500 Einwohner) gab es neben der Freiwilligen Feuerwehr noch eine Gastwirtschaft, eine Tankstelle, einen Tante-Emma-Laden und einen Sportplatz – heute gibt es noch den Sportplatz in verkleinerter Form und die Freiwillige Feuerwehr. Jegliche Infrastruktur ist verloren gegangen und so auch ein wesentlicher Teil des Charakters und der Identität des Dorfes.
Am Donnerstag habe ich in Obermühlhausen die Worte „Im Dießener Rathaus interessiert es eh niemanden, was hier in Obermühlhausen ist und was uns beschäftig.“ Genauso haben wir es damals in unserem Dorf empfunden – wäre es nach unserer Stadtverwaltung Anfang der 90er Jahre gegangen, hätten wir eine gigantische Kläranlage für das gesamte Stadtgebiet bekommen. Das wussten die Kölkebecker damals aber glücklicherweise zu verhindern und wir konnte eine andere dezentralere Umsetzung der Entsorgung herbeiführen.
Aber das ist Geschichte – was drückt die Obermühlhausener aber nun? Ein wesentlicher Punkt ist die schlechte bis nicht vorhandene Breitbandversorgung. Eine schnelle und stabile Internetversorgung ist inzwischen als Grundversorgung wie Strom und Wasser zu betrachten. Obermühlhausen wird mittels LTE versorgt und ist damit rein formell breitbanderschlossen. Da die Technik in Obermühlhausen offenbar nicht gescheit funktioniert und die LTE-Anbieter Vodafone und Deutsche Telekom inzwischen ihre Drosselung durchsetzen, kann von einer Breitbandversorgung faktisch keine Rede mehr sein.
Für mich besteht hier Handlungsbedarf in zweierlei Hinsicht: Mittelfristig müssen Wege gesucht werden, damit die Obermühlhausener und natürlich auch andere nicht versorgte Haushalte in und um Dießen die Grundversorgung Internet bekommen. Langfristig müssen wir es erreichen, dass sich die Menschen aus Obermühlhausen zu Dießen zugehörig fühlen und umgekehrt.